Kleinanzeigen: Nachnahme-Betrug

Kleidung, Spielzeug oder Elektronik gebraucht zu kaufen, gehört für viele dazu. Die Sorge vor Betrügern leider ebenso. Denn egal, wie sicher Zahlungs-, Versand- oder auch Abholmethoden scheinen mögen – findige Schlitzohren entdecken stets neue Wege, ihre Opfer um die lieben Taler zu bringen.

So auch bei der heutigen Masche: Dem Nachnahme-Betrug.

Wie dieser funktioniert? Gucken wir es uns an einem Beispiel an.

Nachdem sein Altes den Geist aufgegeben hat, ist Luca wieder auf der Suche nach einem Handy. Neu muss es nicht sein, aber nach Möglichkeit schon von seiner Lieblingsmarke. Und nach kurzer Suche wird er auf Kleinanzeigen auch schon fündig: Geboten wird das Modell, das er auch vorher schon hatte, nur in etwas besserem Zustand und ein, zwei Jährchen jünger.

Der Preis ist angemessen, der Anbieter gut bewertet.

Kein Wunder also, dass Luca umgehend eine Anfrage verschickt. Und der erste Kontakt verläuft auch positiv. Der Anbieter ist freundlich, hat im Allgemeinen gute Umgangsformen und scheint insgesamt um einen reibungslosen, flotten Ablauf bemüht. Nur bei der Bezahlung stellt er sich etwas quer: Mit Paypal habe er bereits schlechte Erfahrungen gemacht und auch die Funktion “Sicher Bezahlen” hier auf Kleinanzeigen stimme ihn nicht allzu glücklich.

Luca, der selbst schon vom ein oder anderen Betrug mit beiden Zahloptionen gehört hat, zeigt daher verständnisvoll und gibt schließlich nach. Man könne das Ganze selbstverständlich auch auf anderem Wege abwickeln.

Sehr gut!

Ob er mit Zahlung per Nachnahme einverstanden wäre? Er müsste dann erst bei Paketübergabe zahlen und beide könnten sicher sein, dass das Handy auch wirklich angekommen wäre. Und natürlich würde man auch einen offiziellen Anbieter wie DHL nehmen und nicht zu irgendeinem zwielichtigen Transportunternehmen greifen.

Luca, dem das Prinzip nur wage bekannt vor kommt, liest sich die Konditionen womöglich noch einmal auf der Seite des jeweiligen Paketlieferservices durch, lässt sich aber letztlich dazu überreden. Was hätte er schon zu verlieren, wenn er ohnehin erst bei Übergabe zahlen müsste? Wäre das nicht auch in seinem Interesse? Und wäre es nicht vor allem auch verständlich, dass der Anbieter bei derart teurer Ware sicherstellen wollte, dass sie auch wirklich am rechten Ort ankäme?

Er stimmt also kurzerhand zu, tauscht die notwendigen Daten aus und bekommt auch bald darauf die Nummer für die Sendungsverfolgung.

So weit, so gut.

Als der Postbote schließlich ein paar Tage später klingelt, ist die Freude groß und jeder Zweifel vergessen: Das Paket ist da, alles super!

Glücklich drückt er dem Paketboten die Geldscheine in die Hand, nimmt noch gerade so den Zahlungsnachweis entgegen und beeilt sich dann auch schon, hinter verschlossener Türe endlich sein neues Handy auszupacken. Problem ist nur, dass er kein Handy auspacken wird.

Denn in dem gut verpackten und fein säuberlich adressierten Versandkarton liegt statt des lang ersehnten Smartphones nur ein Paket Mehl.

Das immerhin scheint in tadellosem Zustand, aber telefonieren oder gar Apps bedienen wird dann doch eher schwierig.

Und sein Geld zurück zu bekommen, ebenso.

Denn was Luca nicht ahnen kann: Ist die Zahlung erst einmal abgewickelt und das Paket dann auch noch ohne Zeuge geöffnet worden, gibt es nur wenig, was die offiziellen Stellen wie etwa Post oder Postbote noch machen können. Denn das Gewicht stimmt ja ungefähr mit der zu erwarteten Ware überein, der Karton selbst kommt meist auch gut hin – wer sagt denn, dass die Ware nicht heimlich vom Opfer ausgetauscht wurde? Und selbst, wenn man den Erzählungen glauben schenkt, wird auch die Polizei mit den wenigen, ganz gewiss falschen Angaben, die der Betrüger hinterlassen hat, vermutlich nicht allzu weit kommen. Dennoch kann es – wie bei allen Betrugsfällen – nie schaden, wenn du das Ganze dennoch zur Anzeige bringst. Denn je mehr Info gegen den oder die Täter vorliegt, desto besser die stehen die Chancen, sie schlussendlich doch noch dingfest zu machen – und sie belassen es ja selten bei nur einem einzigen Opfer…

Kurz: Der beste Schutz bleibt auch hier Prävention. Grundsätzlich raten einige Experten mittlerweile sogar vom Kauf mit Zahlung per Nachnahme komplett ab – insbesondere, wenn es um private Käufe geht. Wer darauf aber dennoch nicht verzichten kann oder will, sollte darauf achten, das Paket immer nur im Beisein des Postboten zu öffnen und vorher natürlich anzukündigen, was genau sich eigentlich im Inneren befinden sollte. Übrigens: Bei ungutem Bauchgefühl oder Zweifeln lässt sich die Paketannahme im Zweifel auch verweigern. Je nach Anbieter kann dann zwar eine kleine Strafgebühr von ein paar Euro anfallen, aber steht man andernfalls plötzlich mehreren hundert Euro teurem Mehl oder gar Müll entgegen, ist das gewiss ein Verlust, der sich verkraften lässt.