Dreiecksbetrug

Dass nicht jeder auf Verkaufsplattformen wie Ebay oder Amazon eine weiße Weste hat, verwundert wohl kaum. Dennoch ist die Betrugsmasche, die seit diesem Frühjahr auf beiden Websites ihre Kreise zieht, dann doch eher ungewöhnlich. Denn wer hier in die Falle tappt, bekommt für sein Geld tatsächlich die gewünschte Ware – aber wenig später auch ein legitimes Mahnbriefchen.

Wie das funktioniert?

Gucken wir es uns an einem Beispiel an:

Auf der Suche nach einem neuen Rucksack ist Berit gerade auf Ebay fündig geworden. Der Verkäufer ist bereits erfahrener, hat ausgezeichnete Bewertungen und da der Preis ebenfalls sehr vernünftig klingt, denkt sie sich nichts weiter dabei und klickt auf “Kaufen”. Ein paar Tage später kommt das gute Stück dann auch an und ist, wie beschrieben, in exzellentem Zustand. Alles wunderbar.

Ein paar Wochen bis Monate vergehen und der Rucksack ist aus Berits Alltag schon gar nicht mehr wegzudenken, als sie mit einem Mal Post erhält. Eine schriftliche Abmahnung, um genau zu sein. Und tatsächlich, ein Shop von dem sie noch nie etwas gehört oder bei dem sie zumindest seit längerem nicht mehr bestellt hat, stellt ihr einen Kauf in Rechnung, an den sie sich beim besten Willen nicht erinnern kann. Und noch verwunderlicher: Es geht dabei um einen Rucksack. Ihren Rucksack!

Aber den hatte sie doch bei einem völlig anderen Shop auf Ebay erworben?

Etwas verwirrt legt sie das Schreiben beiseite, sieht sich den Shop vielleicht einmal im Internet an oder durchforstet sogar ihre Bestellhistorie, bleibt aber am Ende mit mehr Fragen zurück als vorher.

Sie kann nicht ahnen, dass sie schon einige Wochen zuvor, beim Kauf ihres Rucksacks, einem Betrüger auf den Leim gegangen ist, der nicht nur sie, sondern auch den Shop, von dem sie die Mahnung erhalten hat, ums liebe Geld geprellt hat.

Denn hinter dem Anbieter, für den sie sich damals entschieden hatte, stecken in Wirklichkeit ein paar Langfinger, die zuvor einen Account mit guten Bewertungen gehackt und als ihren eigenen ausgegeben hatten, um ahnungslose Opfer anzulocken. Auf diese Weise bieten sie anschließend Waren an, die sie gar nicht besitzen und warten dann, dass sie über das Ebay-System die Adressdaten ihrer Opfer erhalten.

Mit diesen ziehen sie dann wiederum los, um im Namen ihrer Opfer – darunter eben auch Berit – das gewünschte Item wie beispielsweise den Rucksack von einem echten Shop zu bestellen und anschließend auch dem Opfer zu kommen zu lassen. Dieses bestätigt dann natürlich ahnungslos bei Ebay oder Amazon, seine Ware erhalten zu haben, wodurch das System spätestens jetzt die vereinbarte Summe an die Betrüger auszahlt. Diese können so nicht nur den Käuferschutz umgehen, sondern auch zunächst einmal allen Verdacht von sich schieben, denn bis das Opfer darauf kommen könnte, dass der vermeintliche Ebayer, von dem sie auf Bezahlung so prompt die gewünschte Ware erhalten haben, gar kein echter Ebayer ist, vergehen Wochen oder gar Monate – wenn sie es denn überhaupt je herausfinden.

So oder so: Während sich die Betrüger von dannen machen und wahrscheinlich schon die Taschen ihrer nächsten Opfer leeren, wundern sich die echten Shops zunächst einmal nur wenig darüber, dass bei ihnen noch keine Zahlung eingegangen ist, da die Betrüger ihre Käufe stets auf Rechnung tätigen. Und die wird dann natürlich auch erst nach Zeitraum X verschickt und geht – da die Betrüger ja die Daten ihres Opfers angegeben haben – direkt an Menschen wie Berit. Die schenken dieser vermutlich zunächst nur wenig Beachtung, da sie ja – aus ihrer Sicht nachweislich – bei einem anderen Shop eingekauft haben und es sich hierbei gewiss nur um einen Fehler handeln kann. Wenn sie nicht sogar die Rechnung samt den ersten, vom Shop versandten Mahnungen als den eigentlichen Betrug ansehen und sich daher weigern, dort irgendwelches Geld hineinzustecken. Wenn sie den Fehler bemerken oder sich gar an die Polizei wenden, sind die Täter längst über alle Berge.

Und, wie sie schon bald erfahren soll, lässt sich präventiv zur Vermeidung solcher Fälle bislang nur wenig unternehmen. Allerdings – und das ist wohl das kleine Quentchen Glück – zeigen sich die meisten Shops angesichts der derzeitigen Beliebtheit dieser Betrugsmasche überaus kulant, wenn man dieser dann doch zum Opfer gefallen ist.

Wer also Wochen oder Monate nach Kauf einer Ware plötzlich Mahnungen erhält, tut gut daran, sich auf geradem Wege mit dem zugehörigen Shop oder Anbieter auseinanderzusetzen. Handelt es sich bei diesem um einen Betrüger, ist so schneller wieder Ruhe – und handelt es sich dagegen, so wie hier, um ein weiteres Opfer des Dreiecksbetrugs, können sich beide Parteien eher auf eine friedliche Lösung einigen. Ganz ohne Inkasso.