Kleinanzeigen: Speditionsbetrug
Kleinanzeigen: Fluch und Segen des modernen Secondhand-Handels. Einerseits bietet es die besten Chancen alte Staubfänger und Platzfresserchen loszuwerden, andererseits ist das Portal leider auch Sammelplatz zahlreicher Betrüger. Und eine ihrer beliebtesten Maschen? Der Speditionsscam.
Das Vorgehen ist relativ simpel: Betrüger kontaktieren das Opfer ihrer Wahl und geben an, Interesse an der angebotenen Ware zu haben. Leider können sie diese allerdings nicht persönlich abholen, da sie viel zu weit weg leben – entweder in einer anderen Stadt oder sogar im Ausland.
Gut, das allein ist noch nicht zwangsweise verwunderlich, wenn man die Reichweite einiger Portale bedenkt. Darüber hinaus kann es durchaus vorkommen, dass bestimmte Dinge bzw. Marken, die hier Gang und Gebe sind, mancherorts deutlich schwieriger oder teurer zu erlangen sind. Dass also beispielsweise jemand aus Spanien die teure Gucci-Tasche erwerben möchte oder die spezielle Hockey-Ausrüstung ausgerechnet in die Türkei verschickt werden soll, muss daher nicht zwangsweise Alarmglocken läuten lassen.
Auch, dass jetzt plötzlich ein Speditionsunternehmen eingeschaltet werden soll, klingt meist nicht unbedingt verdächtig, denn in der Regel suchen sich die Täter Verkäufer aus, die gerade teure oder besonders sperrige Ware anbieten. Dass jetzt also das teure Smartphone, die edle Halskette oder aber die gigantische Designer-Couch nicht im handelsüblichen Versandkarton landen sollen, scheint daher erstmal nicht verwunderlich. Und wurde sich erstmal auf den Versand per Spedition geeinigt, schicken die Betrüger meist nach kurzer Zeit sorgfältig gefälschte Auftrags- oder Überweisungsbestätigungen heraus, um das Ganze noch seriöser wirken zu lassen.
Und hier beginnt der eigentliche Scam: Denn mit einem Mal muss der arme, arme Käufe feststellen, dass das Speditionsunternehmen sich schwieriger angestellt, als gedacht und braucht daher dringend die Hilfe unseres Opfers, um die Ware auch wirklich empfangen oder das angebliche Unternehmen überhaupt zum Einsammeln des versprochenen Gegenstands vorbei kommen lassen zu können. Denn jetzt soll das Opfer, dass ja angeblich auch schon lange bezahlt worden wäre, unbedingt bei der Spedition in Vorkasse gehen. Man habe für ein solches Worst Case Scenario ja auch extra etwas mehr überwiesen und den Überschuss könnte natürlich gern behalten werden.
Weigert sich unser potenzielles Opfer oder will vorher erst einen Blick aufs eigene Konto werfen, um sicher zu gehen, dass auch wirklich Betrag XY angekommen ist, machen die Betrüger Psychoterror. Es werden Vorwürfe über mangelndes Vertrauen gemacht, Beleidigungen ausgestoßen oder unserem armen Opfer sogar selbst Betrug vorgeworfen. Das Fatale: Um den Frieden zu wahren, geben viele früher oder später nach.
Sobald aber das Geld ans vermeintliche Speditionsunternehmen bzw. die Betrüger geflossen ist, verschwinden diese oft auf Nimmerwiedersehen. Sind sie besonders dreist, sorgen sie mit noch mehr emotionaler Erpressung oder Psychoterror dafür, dass ihnen auch noch die (i.d.R. sehr teure) Ware hinterhergeschickt wird, damit sie mit beidem abhauen können. Und ist das erst einmal geschehen, gibt es wenig, was das Opfer noch dagegen tun kann.
Natürlich sollte in jedem Fall die Polizei eingeschaltet und Anzeige erstattet werden. In seltenen Fällen können sogar per Paypal oder der Bank getätigte Überweisungen wieder zurückgezogen werden, eine Garantie gibt es hierauf jedoch nicht. Prävention ist daher umso wichtiger! Sollte ein potenzieller Verkäufer also auf dem Transport per Spedition beharren, müssen Verantwortung und Kosten unbedingt auf seiner Seite bleiben. Wird er dagegen unfreundlich, ausfallen oder aber stellt sich aus welchem Grund auch immer ein ungutes Gefühl bei diesem Handel ein, sollte auf der Stelle alles beendet werden. Im schlimmsten Falle handelt es sich beim Gegenüber nämlich tatsächlich um einen Betrüger, im besten nur um jemanden ohne Anstand oder Manieren – und als Privatverkäufer muss man auch letztere nicht entertainen.
In diesem Sinne: Frohes Verkaufen!